KirchenführungEinblicke in die bewegte Geschichte der Gramschatzer Pfarrkirche St. Cyriakus

 

„Dieses alte Uhrwerk, dass das heute noch funktioniert", „Der Blick zum Altar, welche Größe" und „So ein Kleinod in Gramschatz, das hätte ich nicht gedacht" – das waren nur ein paar begeisterte Äußerungen beim gemütlichen Beisammensein nach der Führung durch die Gramschatzer Pfarrkirche St. Cyriakus zu der der Rimparer Seniorenrat im Rahmen der Seniorenwoche geladen hatte.

 


Der Zuspruch war groß und so konnte der Gramschatzer Albert Wiesner rund 50 Besucher bei der Führung begrüßen. Mit einem Skapulier, einem fränkischen Trachtenschmuck, den einige Trachtenvereine noch heute bei Veranstaltungen tragen, zeigte er den Senioren am Ende noch einen ganz besonderen Schatz. Früher bekamen Mädchen am Weißen Sonntag und Bräute zur Hochzeit solchen Schmuck geschenkt. Er wurde von Generation zu Generation weitergereicht.

 


Zur Ehre der Mutter Gottes

 

Das Material ist dünnes Goldblech welches in Form gedrückt und innen mit einer Füllmasse ausgegossen wird. Überzählige Stücke hat man gelegentlich zur Ehre der Mutter Gottes gestiftet und so ist nach und nach dieses Schmuckstück entstanden. Der Schmuck wurde und wird auch in Gramschatz noch manchmal im Marienmonat Mai angelegt.


Zuvor hatte Wiesner die Außenfassade erklärt. Beim anschließenden Rundgang durch die 1731 erbauten Kirche, ging er dann auf die Kostbarkeiten des Innenraums ein.

 

Waren einst Riemenschneiders Werke die Zierde des Gotteshauses, so sind es heute die hochbarocken Figuren des Johann Wolfgang van der Auvera am Hochaltar, die triumphale Vielfalt des Johann Peter Wagner an den beiden Seitenaltären, die Pieta, das Taufbecken und die mit dem Wappen des Domprobstes Jakob zu Rhein geschmückte Kanzel, deren Reichtum das Kirchenschiff an den verklärten Rokoko des Chores bindet. Aus dem Deckengewölbe des Chores blickt der Ort- und Kirchenpatron St. Cyriakus.

 

Interessant ist auch die Turmgeschichte. Die ursprüngliche Kirche wurde schon in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet. Von ihr sind nur noch die beiden unteren, massiven Turmgeschosse übrig. Das Kreuzrippengewölbe und der Chorbogen im Untergeschoss weisen darauf hin, dass es sich um den Chorraum einer früheren Kirche handelt. Das dritte Turmgeschoss war abgebrannt, wie Brandspuren am darunter liegenden Mauerwerk des zweiten Turmgeschosses zeigen. Nach dem Brand wurde das oberste Geschoss einschließlich der zugehörigen Balkanlage sowie dem heutigen Dachstuhl errichtet.


Unter Julius Echter wurde das Fachwerk des obersten Geschosses aufgrund von Schäden abschnittsweise ausgetauscht und durch eine Bruchsteinmauer ersetzt, was eine Putzinschrift auf der Südwand des obersten Geschosses preis gibt. 1731 wurde schließlich das Langhaus in seiner heutigen Form errichtet. Im 20. Jahrhundert wurde dann der Holzglockenstuhl durch einen Stahlglockenstuhl ersetzt und Teile des Dachgesimses auf der Westseite und den Ecken erneuert.


Die Geschichte der Glocken

 

Beeindruckt waren die Besucher auch von der Geschichte der Evangelistenglocke aus dem Jahr 1473 und der Marienglocke von 1521. In den Weltkriegen wurden sie zu Granaten verschmolzen. 1934 stiftete Hedwig Stahl zum Gedenken an die Gefallenen die Herz-Jesu Glocke, die sechs Jahre später ebenfalls wieder Opfer des Krieges wurde. Erst am 10. September 1961 wurde das Geläute mit der Christkönigsglocke und der Josephsglocke wieder vervollständigt.

 

Text und Foto: Nadja Kess (Main-Post)